Klimaschutz kostet Geld
BSI präsentiert Studie zur Wirtschaftlichkeit energiesparender Maßnahmen bei
Wohnimmobilien
Die energiesparende Modernisierung eines durchschnittlichen Einfamilienhauses
kostet rund 45.000 Euro“, erklärte Lutz Freitag, Vorsitzender der
Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft (BSI) und Präsident
des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Bei einem
Mehrfamilienhaus mit 860 Quadratmetern würden die Kosten gut 180.000 Euro
betragen. Dabei handele es sich aber „nur“ um die energetische Modernisierung,
also die Erneuerung von Gebäudehülle und Heizung. Um darüberhinaus auch einen
modernen Wohnstandard bieten zu können, wie z. B. ein zeitgemäßes Bad, einen
Balkon oder einen Fahrstuhl, müsse noch mehr Geld in die Hand genommen werden.
Dies habe eine von der BSI in Auftrag gegebene Studie des Institutes Wohnen und
Umwelt GmbH (IWU) ergeben. Gegenstand der Studie sei die Wirtschaftlichkeit
energiesparender Maßnahmen für die selbstgenutzte Wohnimmobilie und den
vermieteten Wohnungsbestand in Bezug auf die Anforderungen der
Energieeinsparverordnung (EnEV) ab 2009. Für das vermietete Gebäude ergeben sich
je nach Wohnungsmarkt sehr differenzierte Ergebnisse - von ganz unwirtschaftlich
bis wirtschaftlich. Für den Selbstnutzer ergebe sich über 20 Jahre rechnerisch
zwar eine Wirtschaftlichkeit der energieeinsparenden Maßnahmen. Die Problematik
liege aber darin, dass die Kosten für die Modernisierung sofort aufgebracht
werden müssten, während der finanzielle Vorteil erst zwei Jahrzehnte später zum
Tragen komme.
Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit energiesparender
Modernisierungsmaßnahmen für vermietete Gebäude sei die Durchsetzbarkeit der
vollen zulässigen Mieterhöhungen nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), so
Freitag. In der Realität könnten die Kosten des Vermieters für eine energetische
Modernisierung aber nur begrenzt an die Mieter weitergegeben werden. Allein die
energetische Modernisierung der Gebäudehülle und Heizung koste den Mieter rund
einen Euro pro Quadratmeter Wohnfläche im Monat zusätzlich, während die
Heizenergieeinsparung im besten Fall 80 Cent betrage. Viele Mieter seien
finanziell nicht in der Lage, noch mehr Belastungen zu tragen. Dies sei ein
wesentliches Modernisierungshemmnis: „Wohnungsunternehmen und private Vermieter
stoßen an ihre Grenzen, wenn Mieterhöhungen nicht realisierbar und damit
Maßnahmen von vornherein unwirtschaftlich sind“, erklärte der BSI-Vorsitzende.
Die Ergebnisse der Studie zeigen: Wenn energetische Modernisierungen
flächendeckend erfolgen sollen, dürften die Mindestanforderungen - wie sie in
der EnEV festgelegt sind - nicht weiter angehoben werden. Sonst entstünden nur
einzelne Leuchtturmprojekte, aber keine flächendeckende Modernisierung. Zudem
sollten die Fördermittel für energetische Modernisierungen über 2009 hinaus mit
angemessenen und stetigen Konditionen verlängert und das Gesamtvolumen der
bereitgestellten Mittel erhöht werden. So entstehe Planungssicherheit für die
Unternehmen und privaten Vermieter, um weiterhin Modernisierungen vorzunehmen zu
können. „Das wäre gut für die Mieter und gut für den Klimaschutz“, so der
BSI-Vorsitzende.
Haus und Grund
09.07.2008
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